Tourbillon oder Karussell ?
Das ist die Frage ? |
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Stell Dir vor
Du hättest Dir eine Taschenuhr gebaut und bis zum Zwischenrad wäre sie fertig.
Jetzt überlegst Du die Hemmung.
Die Zahnzahlen sind ok. Aber lassen wir diese Details einmal außen vor.
Was baust Du?
Ein Karussell oder ein Tourbillon?
Du kennst den Unterschied?
Ich frage!
Das Tourbillon
Stell Dir vor, Du nimmst ein Sekundenrad (S), steckst im Zentrum ein Trieb (T) hindurch,
vernietest die Teile aber nicht.
Auf das eine Ende der Triebwelle steckst Du das Drehgestell (D),
auf das andere den Sekundenzeiger.
Wenn Du das Sekundenrad fest hältst, dreht sich das Trieb dennoch,
und mit ihm der Sekundenzeiger und das Drehgestell.
Noch einmal.
Oben das Drehgestell, darunter das gehaltene Sekundenrad,
unter ihm die Triebflügel und zuletzt der Zeiger.
Zwischen Sekundenrad und Zeiger lassen wir das Zwischenrad (Z) in das Trieb eingreifen.
Und alles kann sich im Zentrum des Sekundenrades drehen, wenn Kraft fließt.
Bis hier vorstellbar? Die Zeichnung hilft zu verstehen.
Aber das Drehen des Drehgestells soll schrittweise erfolgen. Genau in einer Minute eine Runde.
Dafür nehmen wir die Hemmung (wie Spirale, Unruhe, Auslöseteile, Ruhefeder, Gangrad)
und packen alles in das Drehgestell.
Einzig das Trieb des Gangrades darf unter dem Drehgestell heraus ragen.
Und zwar bis zum Radkranz des Sekundenrades (S), das unter dem Drehgestell liegt.
Das Gangradtrieb muss dort in die Radzähne des Sekundenrades eingreifen und
auf diesem Kranz abrollen können. Abrollen, sage ich, denn das Sekundenrad halten wir ja fest.
Fließt die Kraft über die Räderkette, dann findet sie den Weg über das Minutenrad (M), dann über das
Zwischenrad in das Drehgestelltrieb und drückt die Masse des Drehgestells mit seiner Hemmung,
dem Gewicht aller Teile, um das Sekundenrad herum.
Ein Nachteil!
Denn diese Masse Drehgestell (D) mit allem drum und dran wird bei jedem Sekundenschlag angehalten
und wieder in Bewegung gesetzt. Und es kommt noch dicker, so man die Chronometerhemmung wählte.
Denn in diesem Falle puffert die Ruhefeder und drückt, wenn sie in Ihre Ruhelage zurück will,
jede Sekunde die gedsamte Masse Drehgestell in entgegen gesetzter Richtung.
Ein winziger Weg, gleich dem des Pufferns.
Das Karussell
Stell Dir vor, Du steckst wiederum ein langes Trieb, auf das ein Sekundenrad genietet ist durch
das Zentrum einer runden Platte (P), die im Durchmesser größer als ein Sekundenrad (S).
Von unten schiebst Du ein weiteres Rad (R) über das Trieb und verbindest es mit der Platte.
Rad mit Platte müssen sich um das Sekundentrieb drehen können. Auf den Zapfen des Triebes passt
auch in diesem Fall der Sekundezeiger. Die Platte ähnelt dem unteren Teil eines Drehgestells.
Noch einmal.
Die Platte (P), in der Mitte von oben das Sekundenrad (S), unter der Platte ihr Rad (R), etwas größer
wie das Sekundenrad. Ganz unten ragt das Trieb hervor. Und danach der Zeiger auf dem Triebzapfen.
Weiter.
Das Zwischenrad (Z) greift dieses Mal in das unten herausragende Sekundentrieb, und das Sekundenrad
kann sich über der Platte drehen, so die Kraft fließt. Auf der Platte lagern wir oben darauf dann alle
Hemmungsteile einschließlich ihrer Kloben, die diese Teile führen oder halten.
Wenn wir die Platte festhalten, (selbstverständlich fehlt in diesem Fall ihr Rad (R)) und wenn Kraft fließt,
dann hat dieses Festhalten keinen Einfluss auf den Gang. Die Unruhe würde schwingen, das Gangrad
sich drehen so es der Anker frei gibt, das Sekundenrad mit dem Trieb würde sich drehen usw.
Alles arbeitet dann auf der Platte wie bei einer normalen Ankerwerk - Anordnung.
Aber jetzt.
Die Platte, ähnlich der unteren Drehgestellbrücke, bringen wir über ihr angeschraubtes Rad zum Drehen.
Dieses Rad (R) greift in das Trieb des Zwischenrades ein, wo auch das Minutenrad (M) eingreift.
Das Zwischenradtrieb (Z) wird also angetrieben und treibt gleichzeitig das Rad (R) unter der Platte und
auch das Trieb des Sekundenrades. Das Karussell dreht sich. Und unabhängig arbeitet die Hemmung.
Dabei kann sich das Karussell langsamer oder schneller drehen. Ganz wie wir die Übersetzungen wählen.
Das Sekundenrad macht in der Minute dennoch eine Runde.
Der Unterschied
Der Kraftfluss ist unterschiedlich. Er teilt sich beim Karussell auf, fließt zur Hemmung, die
unabhängig von der Bewegung der Platte wirken kann, andererseits treibt sie aber auch das Karussell.
Dort wo die Kraft relativ stark wirkt, dreht sie das Karussell, und wo sie schwach ist wirkt die Hemmung.
Soweit, so gut, ich setze voraus, dass ein jeder weiß warum sich die Hemmung drehen soll. Stichwort
Schwerpunkt, Lagenänderung usw.
Eine Empfehlung
Ich fragte mich schon lange, warum die Karusselluhren so oft gebaut wurden und zufriedenstellende
Gangergebnisse zeigten. Zu einer Zeit bereits, als Quarzuhren noch nicht die präzise Zeit anzeigten,
und Tourbillons nicht der bezaubernden Mechanik wegen gebaut wurden.
Bonniksen, der dänische Uhrmacher, bravo !!, sage ich. Er hat sich das gut überlegt.
Ich favorisiere seine Lösung. Der Kraftfluss ist ganz einfach besser.
Der Grund ist nicht, wie oft behauptet wird (ganz bestimmt nicht), die weniger komplizierte Herstellung.
Nein, nein.
Es sind der Kraftfluss und die Ausführung mit einer gewöhnlichen Ankerhemmung.
Sie bringen die guten Gangergebnisse.
Und in keiner Weise kann ich Herrn Oberlehrer Helwig folgen, der darauf schwört, dass die Ruhefeder
das Anhalten des Ganges abpuffern soll. (siehe Drehganguhren Seite 13) Nie verlor er ein Wort
über diese winzige Rückführung, die eine Ruhefeder des Chronometerganges drückt.
Wenn Chronometergang, dann die Ruhefeder auf Zug beanspruchen.
Baue eine Karusselluhr. Pfeif auf das Tourbillon
Und da ist noch etwas. Wenn Du bei der Karusselluhr, das Rad unter der Platte weg lässt,
dann dreht sich zwar das Karussell nicht mehr, aber die Uhr tickt und schwingt.
Halte einmal das Drehgestell beim Tourbillon fest. Dann geht da nichts mehr.
Mein Hinweis soll nur helfen den Unterschied zwischen Karussell und Tourbillon zu verstehen.
Und was meinst Du?